Stadtbericht

Wuppertal

Selbst auf der Ebene der 10 großen Wuppertaler Stadtbezirke ergeben sich enorme Unterschiede in der Wahlbeteiligung. Das demokratische Gefälle geht dabei Hand in Hand mit sozialer Ungleichheit: im wählerschwächsten Bezirk Oberbarmen sind die ökonomisch Benachteiligten dreimal so häufig, Menschen ohne Schulabschluss doppelt so häufig vertreten wie in der Wählerhochburg Uellendahl-Katernberg. Der Arbeitslosenanteil beträgt fast das Dreifache.

Mit 69,6 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Wuppertal leicht unter dem Bundesdurchschnitt (71,5). Darüber hinaus verbirgt sich in Wuppertal hinter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert eine erhebliche soziale Ungleichheit der Wahlbeteiligung. Während in gut situierten Stadtvierteln nach wie vor überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht wahrnehmen, sind die sozial schwächeren Stadtviertel die Hochburgen der Nichtwähler.

  • Oberbarmen 61,8 %
    Uellendahl-Katernberg 78,3 %

  • Elberfeld 66 %
    Cronenberg 78 %

  • Wuppertal– Gesamtstadt 69,6%
    Vohwinkel 70,7 %

Wo die Nichtwähler wohnen ...

Am niedrigsten lag die Wahlbeteiligung im Bezirk Oberbarmen: Insgesamt machten hier nur 61,8 Prozent der Menschen ihr Kreuzchen bei der Wahl. Hier im nordöstlichen Stadtgebiet gehören rund zwei Drittel der Haushalte den ökonomisch schwächeren Milieus der Hedonisten, Prekären und Traditionellen an. Neben einem vergleichsweise heterogenen Mittelbau aus Bürgerlicher Mitte, Pragmatisch-Adaptiven und Sozialökologischen von gut einem Fünftel lässt sich nur etwa jeder achte Haushalt den materiell bessergestellten Milieus der Konservativ-Etablierten, Performer und Liberal-Intellektuellen zuordnen. Beim Bildungsprofil dominiert eine Zwei-Drittel-Mehrheit den Bezirk Oberbarmen: Auf diesen Wert kommen zusammen die Haupt- und Realschulabschlüsse. Während die Hochschulreife mit lediglich gut 20 Prozent vertreten ist, treten fehlende Abschlüsse mit 15 Prozent besonders häufig auf. Die Arbeitslosigkeit in Oberbarmen erreicht städtische Höchstwerte – über zwölf von 100 Erwerbsfähigen sind hier ohne Stelle. Im Straßenbild dominieren Mehrparteienhäuser, flankiert von Wohnblöcken mit rund einem Viertel der Haushalte.

Mit genau 66 Prozent lag die Wahlbeteiligung auch im Bezirk Elberfeld noch recht deutlich unter dem städtischen Durchschnitt. Wenngleich die Milieuverteilung hier etwas weniger einseitig ausfällt, ist dennoch mit 37 Prozent ein großer Teil der Haushalte den prekären und hedonistischen Milieus zuzurechnen. Nimmt man die Traditionellen hinzu (19 Prozent), so weist auch in Elberfeld die Mehrzahl der Haushalte ein ökonomisch benachteiligtes Profil auf. Relevante Gruppen sind nachfolgend die Expeditiven und Pragmatisch-Adaptiven. Einmal mehr kommt den wirtschaftlich starken Milieus mit zusammen rund 14 Prozent eher eine marginale Rolle zu. Bis in Details verteilen sich die Schulabschlüsse nach dem bereits aus Oberbarmen bekannten, prekären Muster. Die Zahl der Arbeitslosen zählt mit über zehn Erwerbslosen auf 100 Erwerbsfähige zu den Wuppertaler Höchstwerten. Über ein Drittel der Haushalte im Bezirk sind in großen Wohnblöcken und zuweilen auch in Mietshochhäusern beherbergt. Neben zahlreichen mittleren Mehrparteienhäusern sind Privathäuser mit rund neun Prozent der Haushalte die Ausnahme.

… wo die Wählerhochburgen sind …

Den nordwestlichen Bezirk Uellendahl-Katernberg unterscheidet nicht nur eine Beteiligung von 78,3 Prozent von der Lage in Oberbarmen oder Elberfeld. Auch die sozialen Lebensverhältnisse sind völlig anders: Fast 40 Prozent der Haushalte können hier den Milieus der Konservativ-Etablierten, Liberal-Intellektuellen und Performer zugerechnet werden. Neben einer beachtlichen Bürgerlichen Mitte (19 Prozent) und anderen Milieus sind die Vertreter der ökonomisch schwächeren Schichten mit einem Fünftel der Haushalte in der Minderheit. Der Anteil der Hochschulreife erreicht hier mit über 36 Prozent ein deutlich überdurchschnittliches Niveau; die Anteile von Haupt- und Realschulabschluss sowie die Zahl fehlender Abschlüsse sind dementsprechend niedrig. Mit weniger als fünf Prozent ist die Arbeitslosigkeit hier so gering wie in kaum einem anderen Bezirk. Die Kaufkraft erreicht Wuppertaler Spitzenwerte; zugleich prägen Ein- bis Zweifamilienhäuser und kleinere bis mittlere Mehrfamilienhäuser das Straßenbild in Uellendahl-Katernberg.

Auch im südlichen Ausläufer Wuppertals, dem Bezirk Cronenberg, lag die Wahlbeteiligung mit 78 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Stärkstes Einzelmilieu ist hier die Bürgerliche Mitte mit gut einem Viertel der Haushalte; hinzu kommt erneut ein großer gemeinsamer Anteil der sozial stärkeren Milieus von rund 35 Prozent. Insgesamt dominieren eindeutig die ökonomisch gehobenen und mittleren Schichten. Ungefähr ein Drittel beträgt hier der Anteil der Hochschulreife, fehlende Abschlüsse sind selten. Zudem wird in Cronenberg die niedrigste Zahl von Erwerbslosen in ganz Wuppertal gemessen. Passend zum starken sozioökonomischen Profil des Stadtbezirks sind rund 40 Prozent der Haushalte allein in Privathäusern angesiedelt.

… und wo die Wahlbeteiligung im Durchschnitt liegt

Mit einer Wahlbeteiligung von 70,7 Prozent kommt Vohwinkel dem Wuppertaler Durchschnitt recht nahe. Doch der Bezirk liegt nicht nur in demokratischer Hinsicht im Mittelfeld, auch die Milieus könnten kaum ausgeglichener verteilt sein: Keines ist mit weniger als fünf Prozent der Haushalte vertreten. Unterschiedliche Lebenswelten wie jene von Konservativ-Etablierten, Bürgerlicher Mitte, Pragmatisch-Adaptiven, Sozialökologischen, Traditionellen und Hedonisten sind jeweils mit Anteilen zwischen zehn und rund 15 Prozent präsent.

Das Verteilungsmuster bei den Bildungsabschlüssen ist mit einem mittleren Anteil der Hochschulreife von rund einem Viertel weder als übermäßig elitär noch als prekär zu bewerten. Im oberen einstelligen Bereich findet sich die Arbeitslosigkeit, womit der Bezirk auch hier im Durchschnitt liegt. In Sachen Bebauung findet sich eine deutliche Häufung von Haushalten in mittleren Mehrfamilienhäusern, gleichzeitig finden sich dort Eigenheime ebenso wie große Wohnblöcke und Hochbauten, so dass sich insgesamt das Bild einer gemischten Bebauung und Wohnlagenqualität ergibt.

Fazit

Die Wahlbeteiligung ist in Wuppertal – wie in allen anderen untersuchten Großstädten Deutschlands – sozial gespalten. Während in sozial besser situierten Stadtteilen überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht ausüben,

ziehen sich in den ökonomisch schwächeren Vierteln viele Menschen aus der demokratischen Teilhabe zurück. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 ist deshalb auch in Wuppertal, gemessen an der Sozialstruktur der Bevölkerung, nicht repräsentativ.